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Konzept

Dass es überhaupt zu der Gartenschau kam, verdankt Frankenberg der Hartnäckigkeit der Stadtverantwortlichen. Nach dreimaliger Bewerbung erhielt Frankenberg/Sa. den Zuschlag zur Ausrichtung. Den Planungswettbewerb gewann das Konzept des Berliner Landschaftsarchitekturbüros Weidinger. Es stellt die Fluss- und Bachlandschaften wieder in den Mittelpunkt der Stadt. Das Motto „natürlich mittendrin“ verkörpert die spezielle Frankenberger Idee zur Aufwertung der Innenstadt und der Landesgartenschau als Mittel moderner Stadtentwicklung. Der Übergang zwischen den zwei Ausstellungsbereichen – Naturerlebnisraum Zschopauaue und Paradiesgärten Mühlbachtal – führt mitten durch die historische Altstadt.

Hintergrund
Entlang des Flusses Zschopau, an welchem die Stadt liegt, befanden sich aufgrund des wirtschaftlichen und demografischen Strukturwandels viele alte, leer stehende Fabrikgebäude. Die Industriebrachen und –flächen verursachten eine Unterbrechung im Ökosystem Zschopauaue, beeinflussten das Landschaftsbild negativ und waren eine Barriere im vorhandenen Wander- und Radwegenetz Zschopautal. Die Landschaft war für die Einwohner_innen nicht erlebbar. Das Jahrhundert-Hochwasser 2002 tat sein Übriges. Im Zusammenhang mit den anschließenden umfangreichen Hochwasserschutzmaßnahmen kaufte Frankenberg viele Flurstücke zurück und ließ die stark baufälligen Gebäude in der Aue rückbauen. Ähnliche Maßnahmen ergriff die Stadt im Mühlbachtal mit dem Abriss der am Innenstadtrand des Gebiets stehenden alten Gebäude, welche den Blick auf das Tal versperrten. Der restliche Teil des Areals war vor allem von einer brachliegenden und verwilderten Kleingartenanlage geprägt, welche die Nutzung des Tals verhinderte. Der Mühlbach war zum großen Teil begradigt und einbetoniert.

Die Konzeptionierung

Durch den Planungsentwurf rückt die natürliche Flusslandschaft wieder mehr in den Mittelpunkt des Stadtbildes. Es werden naturnahe Erlebnisorte und attraktive Freizeit- und Lernangebote im Freien geschaffen. Das Konzept einer Landesgartenschau „natürlich mittendrin“, bei welchem die Stadt selbst als Element fungiert, ist dabei eine moderne Art des Stadtumbaus. Frankenberg will in dieser Hinsicht auch ein Beispiel setzen für andere Kommunen, die mit ähnlichen Problemen hinsichtlich des Strukturwandels zu kämpfen haben.

Aufgrund der Frankenberger Zielsetzung „Stadt der Bildung“ sollte die Landesgartenschau nicht nur die Bildungseinrichtungen der Stadt im Veranstaltungszeitraum einbeziehen, sondern auch nachhaltige Orte der Natur- und Umweltbildung schaffen. Daher wurde z. B. in Kooperation mit Schülerinnen und Schülern des städtischen Gymnasiums ein Physikalischer Spielplatz auf dem Gelände der Gartenschau geplant und errichtet, welcher später zum anschaulichen Physik-Unterricht genutzt werden kann.

Das Konzept der Landesgartenschau in Frankenberg ist insgesamt auf Nachhaltigkeit ausgelegt, was sich u. a. an den Maßnahmen des Städte- und Infrastrukturausbaus sowie des Hochwasserschutzes zeigt. Aber auch in den Arealen selbst wurde dieses Ziel umgesetzt. Der Pflegebedarf bei den entstandenen Grünräumen sollte so gering wie möglich gehalten werden. Deshalb wurden vor allem Materialien geplant, welche über eine hohe Langlebigkeit und Strapazierfähigkeit verfügen. Es sollten Parkanlagen entstehen, die auf Dauer nutzbar sind. Wesentlich hinsichtlich der Nachhaltigkeit war auch die Renaturierung des Mühlbachs, also die Herstellung seines natürlichen Verlaufs.

Gemäß der Radverkehrskonzeption wurde ein Fuß- und Radweg errichtet, der die Innenstadt barrierefrei mit dem Veranstaltungszentrum „Stadtpark“ sowie mit dem Wohngebiet im Osten verbindet. In der Zschopauaue wurde der Fuß- und Radweg entlang des Flusses weitergeführt und mit dem entsprechenden Weg der Nachbargemeinde Lichtenau verbunden. So entsteht ein attraktiver Spazier- bzw. Rad-Rundweg. Die Anknüpfung der Zschopauaue an die Innenstadt erfolgt über eine neu errichtete Rad- und Fußwegbrücke über die Bundesstraße B169. Aufgrund ihrer geschwungenen Form, die auf das Mäandrieren des ehemaligen Mühlbaches hinweisen soll, hat die Schrägseilbrücke den Namen „Schlange“ erhalten.

Auch die historischen Wirtschaftszweige und Industriestandorte der Stadt wurden in das Konzept einbezogen. So wurde z. B. das Stahlskelett einer der LISEMA-Produktionshallen beibehalten und mit einer Fassade aus über 4000 einzelnen Glaselementen versehen. Während der Gartenschau als Blumenhalle genutzt, wird das Gebäude später zum Museum für Industrie- und Stadtgeschichte „Zeit-Werk-Stadt“. Und im Mühlbachtal wird mit einer aus Granitplatten gesetzten Wasserrinne an den Verlauf des früheren Mühlgrabens und des Areals als historischem Mühlenstandort gedacht.

Alle neu entstandenen Wege und Anlagen sowie die fünf neuen Spielplätze für Jung  und Alt werden nach der Landesgartenschau selbstverständlich öffentlich zugänglich sein und nutzbar bleiben. Die Landesgartenschau Frankenberg/Sa. hat also schon vor ihrer Eröffnung das Stadtbild zum Positiven verändert. Das Konzept „natürlich mittendrin“ ist aufgegangen.

Bewerbungs-Konzept:

FachGesellschaft für Umweltplanung und Stadtentwicklung mbH (fagus)

 

Architekten:

Gesamt: Weidinger Landschaftsarchitekten, Berlin

Blumenhalle/Zeit-Werk-Stadt: Architekturbüro Scheidt Kasprusch, Berlin

Brücke: Architekten Sauerzapfe

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